Gebissen! – Wie sag ich es nur den Eltern?
Vom Umgang mit Beiß-Erlebnissen und wie du am besten mit den Eltern sprechen kannst, wenn ein Kind gebissen wurde oder beißt.
– Hier geht´s zum Vorgänger-Artikel „Hilfe, wir haben einen Beißer!“
Es geht jetzt heute und hier weiter mit unserem Thema von letzter Woche und zwar möchte ich heute Antworten anbieten auf die Frage, wie kannst du mit den Eltern von „Beißern“ oder gebissenen Kindern ins Gespräch kommen und wie kannst du auch solche schwierige Situationen so bewältigen, dass das Vertrauen der Eltern keinen Schaden nimmt.
Denn ich denke, dass das der wichtigste Aspekt ist, den wir beachten dürfen. Die Eltern vertrauen euch ihr Kind an.
Und hoffen, dass du oder ihr dieses Kind genau wie jedes andere im Blick habt und gut für dieses Kind sorgt. Und natürlich ist den Eltern ihr eigenes Kind oftmals näher als die anderen Kinder.
Das mutet vielleicht komisch an, ist jedoch an sich doch ganz normal, oder?
Hab immer im Blick, dass die meisten Eltern Kita nur aus ihrer eigenen Kindheit kennen und dass die meisten Eltern nicht wissen, was ihr alles leistet. Denn manchmal regen sich Fachkräfte über Eltern auf, weil die angeblich überzogene Erwartungen haben.
Wenn wir uns aber bewusst machen, dass die meisten Eltern es nicht besser wissen und einfach davon ausgehen, dass ihr alle Kinder jederzeit im Blick habt, dann braucht ihr euch weniger angegriffen zu fühlen.
Verzichte darauf dich zu verteidigen!
Gerade bei Eltern, die zuhause noch keine Erfahrungen mit beißenden Kindern gemacht haben, ist Beißen besonders bedrohlich. Einfach weil wie letzte Woche beschrieben, diese äußere Schutzhülle verletzt wird.
Und wenn ein Kind gebissen wird, wird das bei Eltern immer die Fragen aufwerfen, wie das passieren konnte und ob ihr euch denn nicht kümmert.
Wenn es jetzt so einen Zwischenfall gibt, ist es also an erster Stelle wichtig, die Eltern ernst zu nehmen. Und ganz offen darüber zu sprechen, dass du den Vorfall leider nicht verhindern konntest.
Und dass es dir total leid tut. Dass du gut verstehen kannst, wenn die Eltern erschrecken oder dadurch in Sorge sind. Öffne dich für die Sorgen der Eltern anstatt dich zu verteidigen.
Hast du etwas „falsch“ gemacht?
Nein, hast du nicht – denn kein Mensch macht absichtlich Fehler, sondern jeder von uns handelt immer aus seiner besten Option heraus. Ich bin mir sicher, du legst es nicht darauf an, dass die Kinder sich gegenseitig beißen.
Insofern hast du nichts falsch gemacht. Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, das nützt ja auch niemandem. Gleichzeitig sind beißende Kinder immer ein Feedback an dich oder euch, dass die Gestaltung des Alltags nicht allen Kindern gleichermaßen entspricht.
Dass einfach bestimmte Bedürfnisse der Kinder nicht wahrgenommen werden. Deshalb ist jede „Beißsituation“ ein Anlass, das eigene Verhalten und die eigene Arbeit zu reflektieren und zu verändern.
Hierfür kannst du die Tipps aus dem Artikel von letzter Woche nutzen. Und gleichzeitig darfst du Bedauern empfinden, dass das Kind gebissen wurde. Und zu sagen, dass es dir leid tut drückt dieses Bedauern aus.
Verbinde dich mit den Eltern
Wenn du mit den Eltern des verletzten Kindes sprichst, ist es wichtig, dass die Eltern sich mit ihrer Sorge ernst genommen fühlen, dass sie das Gefühl haben, dass du dich kümmerst, dass es dir leid tut und dass du alles dafür tust, dass es nicht wieder vorkommt. Eine gute Möglichkeit auf Vorwürfe der Eltern zu reagieren wäre „Ja stimmt!“ zu sagen.
Also wenn die Mutter sagt, dass das doch wohl nicht sein könnte und warum du das nicht verhindert hast, wäre eine gute Reaktion: „Ja stimmt, Sie haben Recht! Und es kann nicht sein, dass die Kinder sich gegenseitig beißen. Ja es stimmt, dass das nicht vorkommen sollte. Ich kann gut verstehen, wenn Sie besorgt oder verärgert sind.“
Dadurch schaffst du einen „Schulterschluss“ mit den Eltern. Die Eltern fühlen sich ernst genommen und gehört. Dadurch entsteht der Rahmen dafür, dass die Eltern mit dir gemeinsam überlegen, wie mit der Situation umgegangen werden kann.
Außerdem sorgst du dafür, dass die Eltern das Vertrauen in dich nicht verlieren. Sollten die Eltern anfangen, dir zu misstrauen, bekommt das Kind das mit und entwickelt womöglich eine Angst oder Abneigung vor dem Kindergarten.
Dann muss das Kind nicht nur die Beißerfahrung verarbeiten sondern wird zusätzlich verunsichert, ob die Kita ein sicherer Ort ist. Denn auch wenn die Eltern das nicht im Beisein des Kindes aussprechen, wird das Kind das merken
Mache ich mich damit nicht unglaubwürdig?
Menschen, die nicht immer Recht haben wollen oder sich verteidigen, erleben wir als sympathisch. Es ist ein Trugschluss zu denken, dass Menschen, die etwas Bedauern oder auch einen „Fehler“ zugeben, unprofessionell erscheinen. Ganz im Gegenteil.
Verbunden natürlich mit dem Zusatz, in Zukunft andere Schritte auszuprobieren. Trau dich menschlich zu sein, trau dich ehrlich zu sein und trau dich authentisch zu sein. Es wird dich sympathisch machen und den Eltern ermöglichen bei dir anzudocken.
So kann es gelingen, dass ihr ein Team werdet, dass ihr gemeinsam gute Rahmenbedingungen für das Kind schafft und das Kind dieses Erlebnis gut verarbeiten kann.
So kann echte Erziehungspartnerschaft entstehen.
Und das werdet ihr in eurer Kita merken: Denn dann entsteht eine Atmosphäre, in der sich alle gleichermaßen wohl fühlen und ihr werdet merken, dass die Eltern dann viel weniger kritisieren. Denn jedes „Gemecker“ über nicht gegessenes Frühstück oder nicht angezogene Matschsachen sind in der Regel lediglich ein Ausdruck von Sorge, ob ihr das einzelne Kind im Blick habt und gut für es sorgt.
Wie schön wäre es, wenn diese „Hackeleien“ aufhören könnten! Und das gelingt indem du darauf verzichtest Recht zu haben und dich zu verteidigen und stattdessen beginnst dich für die Sorgen der Eltern zu öffnen.
Jetzt ist dieser Artikel doch schon wieder solange geworden, deshalb werde ich die Frage, wie du mit den Eltern des Beißers umgehen kannst auf die nächste Woche verschieben.
Ich wünsche dir eine fantastische Woche!
Übrigens beginnen jetzt im August, September und Oktober alle unser Fachkraftweiterbildungen. Die Termine, etc. findest hier auf der Seite oben im Menü unter „Fortbildungen“
Wenn du also Lust haben solltest in eines der Themen noch intensiver einzusteigen, freue ich mich, wenn du dazu kommst. Es sind in allen Fortbildungen noch Plätze verfügbar. Und vielleicht hast du ja auch Lust es noch weiterzuerzählen. Ich würde mich freuen!
Lass dein Glück strahlen und alles Liebe für dich!
Danke 🙂
…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.
Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!
Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!
Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag!
Bild:© Anke Thomass/ fotolia.com
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