Eltern sind Kindergarten – Anfänger!

Ich hoffe, es geht dir fabelhaft! Wie versprochen geht es in diesem Artikel weiter mit Elternarbeit. In dieser Woche soll es zunächst einmal um den Punkt gehen, dass Eltern Kindergartenanfänger sind.

Ein Kind malt "DANKE" mit Kreide auf das Pflaster

Wieso Kindergartenanfänger?

Eltern, die ihr erstes Kind in die Kita bringen, kennen Kitas in der Regel nicht. Sie haben im Bekannten- oder Freundeskreis unterschiedliches Halbwissen zusammengesammelt und vergleichen die Kita heute oft noch im Kopf mit der Kita, die sie selbst in der eigenen Kindheit erlebt haben.

Oder aber sie haben ein buntes Potpourri von google zum Thema Kinderbetreuung im Kopf – oftmals so, dass sie wahllos Konzepte vertauschen oder neu zusammen-stellen.

Diese Eltern wissen nicht, welche Leistung das Kind vollbringt, wenn es den ganzen Tag in der Einrichtung verweilt. Oder wie der Tag verläuft, inwieweit sich die Situation in der Kita von zuhause unterscheidet.

Viele Eltern sind schlicht unsicher, wenn sie in die Kita kommen. Für dich als Fachkraft ist das halt eine neue Mutter, ein neuer Vater, ein neues Kind. Für diese Eltern ist es ein ganz neuer Lebensabschnitt.

Eltern heute stehen unter immensem Druck

Ich weiß nicht, ob du es selber kennst oder erlebst: Eltern heute denken doch immer, dass sie perfekt sein müssten. Die Kinder sollen Bitteschön gesund sein, gut erzogen, Brokkoli – Liebhaber, sportlich, lieb, bedürfnislos.

Eltern wollen in jedem Fall vermeiden, dass ihr Kind auf der Strecke bleibt und dem Leistungsdruck der Gesellschaft nicht standhält. Weil das ja bedeuten würde, dass sie als Eltern versagt hätten. Diese Eltern kommen in der Regel mit einem Kriterienkatalog zu euch, den ihr bitte abzuarbeiten habt.

Sie setzen sich so unter Druck, dass sie vergessen, dass ihr Kind in aller erster Linie ein Kind ist. Sie denken, wenn sie das Kind bestmöglich fördern und fördern lassen, verringert das das Risiko, dass sie selbst kritisiert werden.

Gleichzeitig gibt es jene Eltern, die bereits aufgegeben haben. Die für sich und ihr Kind gar nicht die Chance sehen „es“ schaffen zu können. Deren Reaktion auf den gesellschaftlichen Leistungsdruck Desinteresse und mangelnde Fürsorge ist.

Das sind die Eltern, die sich nicht beteiligen, die keine Matschhose mitbringen, nicht zum Logopäden gehen oder nicht zum Elternabend kommen. Du darfst verstehen, dass diese Eltern sich schon so minderwertig fühlen, dass sie sich nicht einmal für das Kind in eine solche Situation begeben können.

Wenn dann nämlich zum Beispiel der Logopäde feststellt, dass das Kind einen Sprachfehler hat – dann ist es ja amtlich, dann wird es real, dass sie als Eltern versagt haben.

Meiner Erfahrung nach sind diese beiden Elterngruppen jene, die dir im Alltag am meisten zu schaffen machen. Wichtig zu wissen ist, dass keine Reaktion besser oder schlechter ist und dass jede Reaktion der Eltern deren beste Option ist.

Häufig handelt es sich um eine Schutzreaktion. Denn niemand fühlt sich gerne schlecht und jeder versucht sich davor zu bewahren. Jeder Mensch entwickelt dafür eigene Strategien. Der eine wird phlegmatisch, der andere hyperaktiv und dann gibt es noch jene, die ein bisschen von dem und ein bisschen von jenem sind.

Also im ersten Schritt wünsche ich mir, dass du im Verhalten aller Eltern erkennen kannst, dass es deren beste Option aufgrund ihrer Sorge oder Angst ist. Die Reaktionen der Eltern sind auch wenn es sich mitunter so anfühlt, nicht gegen dich gerichtet, sondern es ist ihr Versuch, sich selber gut zu fühlen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kannst du schon mal aufhören, dich angegriffen zu fühlen. Damit durchbrichst du den Kreislauf, in dem ihr mit manchen Eltern zeitweise feststeckt.

Eltern sind keine Experten

Auch wenn Wissen heute so schnell verfügbar ist, wie noch nie zuvor sind Eltern keine Experten in Entwicklungspsychologie, sie wissen nicht, was kleine Kinder brauchen und schon gar nicht, wie eine Kita organisiert und strukturiert sein muss, um möglichst allen Kindern gerecht zu werden. Eltern sind Experten für Ihre Kinder und so versuchen sie die – aus ihrer Sicht – besten Bedingungen für ihr Kind zu erwirken.

Du und deine KollegInnen ihr seid die Experten in der Kita. Ihr kennt euch aus mit frühkindlicher Entwicklung, wisst wie kleine Kinder lernen und was sie in der Kita brauchen, um sich wohlzufühlen. Ihr wisst außerdem was möglich und mit Blick auf die Rahmenbedingungen leistbar ist.

Warum nehmt ihr die Wünsche der Eltern nicht als genau das wahr, nämlich Wünsche von Eltern, die das Beste für ihr Kind wollen? Warum denkt ihr immer, ihr müsstet jeden Wunsch erfüllen? Warum fühlt ihr euch so schnell kritisiert oder angegriffen?

Was der Automechaniker mit dir zu tun hat

Stell dir doch mal vor dein Auto ist in der Werkstatt. Der Mechaniker teilt dir mit, dass die Bremsen erneuert werden müssen. Was tust du? Du fragst vielleicht noch nach und dann lässt du die Bremsen reparieren. Du kommst doch nicht auf die Idee, mit dem Mann zu diskutieren, warum das jetzt sein muss, oder?

Und warum? Weil der Mechaniker gar nicht diskutieren würde. Wenn du entscheidest keine neuen Bremsen zu wollen, kannst du dein Auto einfach wieder mitnehmen, brauchst in diese Werkstatt vermutlich aber auch nicht mehr zu kommen.

Und Du – wie machst du das? Ich erlebe immer wieder Fachkräfte, die bereitwillig diskutieren, sich in Frage stellen und verunsichern lassen.

Du bist der Experte/ die Expertin!

Dabei könnte es doch ganz einfach sein! Wenn du anfängst, dich als Fachfrau oder Fachmann – als Experte für Kinder – in der Kita wahrzunehmen! So wie der Mechaniker nicht diskutiert, darfst auch du deinen bzw. den Standpunkt deines Teams vertreten.

Nicht unfreundlich oder barsch sondern ganz liebevoll und bestimmt. So könntest du zu einer Mutter, die möchte, dass ihr Kind zum rausgehen auf jeden Fall die Mütze aufzieht sagen:

„Ich kann gut verstehen, dass Ihnen wichtig ist, dass Max gesund bleibt. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir je nach Wetter entscheiden, ob die Kinder Mützen benötigen oder nicht. Sie können sich darauf verlassen, dass uns die Gesundheit der Kinder genauso am Herzen liegt wie Ihnen.“

Und so kannst du beginnen mit jedem Tag ein bisschen entspannter für dich und deine KollegInnen einzustehen.

Dann wirst du innerhalb kurzer Zeit bemerken, dass die Eltern anfangen, dir noch mehr zu vertrauen und immer weniger Anliegen haben oder Fragen stellen.

Das kennen wir doch alle von uns selbst:

Ich war zum Beispiel eben beim Friseur. Und weil ich meiner Friseurin vertraue, kann ich mich entspannen und weiß, dass mir die Frisur anschließend gefallen wird. Vor einigen Monaten musste ich mal zu einer Krankheitsvertretung, die ich nicht kannte – da bin ich ganz schön angespannt auf dem Stuhl gesessen.

Nach und nach konnte ich mich entspannen, weil ich gemerkt habe, dass sie weiß was sie tut und meine Haare „richtig“ eingeschätzt hat.

Und so ist das auch mit den Eltern: Je überzeugter du von deiner Arbeit bist – nicht arrogant sondern überzeugt – desto leichter können die Eltern dir ihr Kind anvertrauen.

Probier´s doch einfach mal aus und schreib uns gerne einen Kommentar oder falls du Fragen dazu hast, frag einfach! Und falls du dich gerne mit anderen Fachkräften vernetzen möchtest, dann komm doch in unsere Facebookgruppe! Wenn du bei Facebook nach „Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kinder gut“ suchst (oder hier klickst), findest du die Gruppe und wir nehmen dich gerne auf!

Ich wünsche dir eine zauberhafte Woche voller innerer Stärke!

❤️Alles Liebe für dich, danke fürs Lesen und schön dass es dich gibt.❤️

Danke 🙂

…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.

Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!

Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!

Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag!

unterschrift-uli

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  1. Als pädagogische Fachkraft bist du so viel mehr als Erzieher*in! - […] ist als in anderen Jobs – doch irgendwie immer derselbe Trott: Kranke Kinder in der Kita, Eltern, die nicht…

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