Nehmen Kinder uns auf den Arm?

Können Kinder verwöhnt werden?

Hallihallo und herzlich Willkommen!

Vor kurzem haben wir eine Mail bekommen mit folgendem Frage bzw. Fallbeispiel, von dem wir denken, dass es vielleicht auch für den ein oder anderen von euch interessant sein könnte:

Liebes Team von ubstairs!

Wir haben ein Kind mit Fluchterfahrung in unserer Gruppe.  

Er ist seit knapp einem Jahr bei uns. Dieses Kind scheint sich bei uns wohl zu fühlen und macht Fortschritte. Anfangs mochte es nicht mitessen und auch nicht am Tisch sitzen. Es isst nun seit ca 4 Monaten mit und sitzt auch am Tisch. Es kommuniziert mit uns und den Kindern, allerdings spricht das Kind nicht. Zu Hause spricht und singt es, teilweise spricht es auch mal Fremde in der Stadt an. Mein Team befürchtet, dass es uns „auf den Arm „nehmen will und sich alles einfach macht. Die Idee ist es in keinem anderen Raum spielen zu lassen, wenn es nicht fragt und nur Fragen zu stellen, die es nicht mit einem einfachen ja oder nein beantworten kann. Ich allerdings habe meine Bedenken bezüglich dieser Vorgehensweise und möchte es nicht unter Druck setzen. Habe einiges zum Thema Selektiver Mutismus gelesen und dass Druck kontaproduktiv sei… Was denkt ihr darüber?

 

Druck tut keinem gut!

Meine Antwort darauf ist folgende:

Bitte, bitte setzt das Kind nicht unter Druck!

Kinder nehmen uns niemals absichtlich auf den Arm! Was soll daran einfach sein, wenn es sich so verhält? Sprechen wäre doch viel leichter! Und es würde viel schneller zum Ziel kommen, als über Gestik oder Mimik.

In diesem Fall kommt noch hinzu, dass wir nicht wissen, was dieses Kind erlebt hat. 

Freut euch doch daran, dass es anscheinend ankommt bei euch, dass es kommuniziert und dass es zuhause spricht. Und selbst wenn es selektiver Mutismus wäre, sehe ich da kein Problem. 

Schlimmstenfalls geht es halt erst ein Jahr später zur Schule. Das Kind hat anscheinend in den letzten Monaten schon große Fortschritte gemacht. Gebt ihm doch einfach noch Zeit! Und vermutlich ist sein passiver Wortschatz schon beachtlich, oder?

Und dann würde ich mit Hilfe der Marte Meo Techniken überprüfen ob es alle Zwischenschritte für eine reibungslose Kommunikation beherrscht, oder ob es hier an einer Stelle durch ein verändertes Erzieherverhalten unterstützt werden kann.

Zur Erklärung:

Kinder wählen immer nur Verhaltensweisen, die der Erfüllung ihrer Bedürfnisse dienen. Sie zeigen niemals „doofe“ Verhaltensweisen, weil sie uns ärgern oder herausfordern wollen. Sie stehen einfach nur für sich ein. Und sie wollen uns emotional sozusagen im Herz berühren, weil dann echter Kontakt entsteht. Wenn wir im positiven Sinne als Bindungsperson zur Verfügung stehen und das Kind bei uns erlebt, dass es uns vertrauen kann, wird es mit der Zeit immer kompetenter werden. Und zwar jedes Kind, nicht nur – aber eben auch – Kinder mit Fluchterfahrung.

Ein Kind malt "DANKE" mit Kreide auf das Pflaster

Können Kinder verwöhnt werden?

So hatte ich zum Beispiel letzte Woche eine Diskussion, ob wir kleine Kinder auf den Arm nehmen sollten, wenn sie darum bitten, indem sie uns zum Beispiel die Arme entgegenstrecken. Oder ob die Kinder dann starrköpfig oder verwöhnt werden könnten. Und das ist das gleiche wie im Beispiel oben! Kinder können nicht verwöhnt werden – sie können lediglich die Erfahrung machen, dass unsere Welt ein liebevoller ein vertrauensvoller und fröhlicher Ort ist, an dem es Freude macht zu leben. Immer getreu dem Motto: Wer satt ist, kann leicht und vor allen Dingen gerne geben.

Und das ist ein gutes Stichwort um den Bogen zum Artikel von letzter Woche zu spannen:

Du bist wichtig!

Wo verwöhnst du dich selber? Wann und wo tust du dir gut? Die Erfahrung, die ich nämlich immer und immer wieder mache, ist, dass große Menschen, die selber ausgebrannt sind, sich besonders schwer tun, kleinen Kindern ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Einfach weil wir dann selbst zu bedürftig sind. Falls du also noch keinen Weg gefunden hast, für dich und deine Bedürfnisse zu sorgen, fang heute damit an. Und du merkst, dass du satt wirst, wenn du immer lieber gibst und die Kinder „verwöhnst“.

Ich wünsche dir eine fabelhafte Frühlingswoche! Wenn du auch Fragen hast, auf die du Antworten suchst, schreib uns gerne eine Mail oder einen Kommentar. Und übrigens – falls du besondere Themenwünsche hast, lass es uns wissen – wir greifen eure Wünsche gerne auf!

Danke 🙂

…dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen.

Hat er dir gefallen? Hast du eigene Erfahrungen dazu, oder eine Frage? Dann schreib´ uns hier in die Kommentare, das würde mich riesig freuen!

Und denk immer daran: Wenn die Erzieher glücklich sind, geht es den Kindern gut. Und gemeinsam schaffen wir eine Welt, in der es sich zu leben lohnt!

Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag!

unterschrift-uli

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Bild: © motorradcbr / fotolia.com

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